Digitalisierung: Auslöser oder Lösung für den Fachkräftemangel

Digitalisierung: Auslöser oder Lösung für den Fachkräftemangel. Dass wir in Deutschland nahezu ungebremst auf einen massiven Fachkräftemangel zusteuern, ist kein Geheimnis und unbestritten. Alle reden drüber, aber was haben wir bisher getan?

Eine alternde Bevölkerung ist zwar grundsätzlich ein vorhersehbares Phänomen und sollte nicht als unerwartete, böse Überraschung daherkommen – wie beispielsweise eine Pandemie – aber wirklich vorbereitet sind wir trotzdem nicht auf das, was sich da am Arbeitsmarkt-Himmel zusammenbraut. Genaugenommen stecken wir schon mittendrin im perfekten Sturm aus demografischem Wandel, Engpässen in bestimmten Berufsgruppen und Wachstumsbranchen, einem globalen Wettbewerb um Talente, bürokratischen Hürden für internationale Fachkräfte und den Nachwehen einer Pandemie, um nur einige zu nennen. Trotz Wetterbericht und dunklen Wolken am Himmel haben wir sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen und sind in Flipflops und T-Shirt zum See gefahren – frei nach dem Motto: „Ignorance is Bliss“ – statt uns darum zu kümmern, dass zu Hause die Dachfenster zu sind und auch sonst alles wetterfest gemacht ist.

Die Wettervorhersage

Wenn wir jetzt doch nochmal eine Prognose bemühen, dann wissen wir laut IHK Berlin, dass allein der Hauptstadt im Jahr 2035 etwa 377.000 Fachkräfte fehlen werden. Im Vergleich zu 2021 ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage siebenmal höher! Eine Hochrechnung aufs Land ersparen wir uns an dieser Stelle.

Was also tun?

Dass die Flipflop-Methode nicht funktioniert, steht hoffentlich außer Frage.

Langfristig betrachtet werden längst Dinge wie die Reform des Bildungssystems, Umschulungen und Weiterbildungsangebote, Flexibilität am Arbeitsmarkt, Kinderbetreuungsangebote und vereinfachte Einwanderungsregelungen diskutiert. Und das ist auch gut so. Aber – um bei der schönen Metapher zu bleiben – es regnet ja jetzt schon durch das kaputte Dach und all diese Dinge brauchen Zeit, die wir uns – wie so häufig erst dann nehmen, wenn sie knapp wird.

Probleme und Chancen

Wie immer gibt es aber zwei Seiten der Medaille. Wenn uns Covid eines gelehrt hat, dann, dass man sich neuen Umständen auch kurzfristig anpassen muss und kann – auch wenn’s am Anfang knirscht und nicht immer ganz freiwillig und harmonisch abläuft in der Welt des Projektmanagements ist das nichts wirklich Neues). Alte, bewährte Strukturen waren plötzlich keine Option mehr. Es mussten neue her: Das Homeoffice wurde für viele zur Norm und – oh Wunder – es hat in vielen Bereichen gut funktioniert. Natürlich hat alles seine Grenzen, aber es gibt auch viele Chancen, die ungenutzt bleiben, wenn wir unsere Komfortzone nie verlassen.

Wenn wir die voranschreitende Digitalisierung betrachten, so mag der eine sagen, dass genau sie Teil des Problems ist: sie erfordert spezielle IT-Kenntnisse und digitale Kompetenz, die erst einmal geschaffen werden muss und somit – zumindest vorerst – häufig knapp ist. Der andere sieht in genau in demselben Phänomen nicht das Problem, sondern die Chance, dem größeren Ganzen etwas entgegenstellen zu können. Denn genau die vielen digitalen Möglichkeiten haben den Laden währen Covid mehr oder weniger am Laufen gehalten und bringen Vorteile mit sich, die dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen haben:

Wenn wir unsere Arbeit vom Homeoffice machen können, dann muss nicht gleich die ganze Familie von Bonn nach Düsseldorf umziehen; wo das tägliche Pendeln zu viel wird, ist es zweimal im Monat vielleicht überhaupt kein Problem. Außerdem lassen sich mit flexiblen Arbeitszeiten und weniger Zeit in Auto oder Straßenbahn Familie und Arbeit leichter unter einen Hut bringen. Gut ausgebildete Eltern wechseln mit ihrer geballten Fachkompetenz nicht notgedrungen in unterqualifizierte Teilzeitjobs, damit sie genug Zeit für die Kinder haben. Und wenn man jetzt auch noch über die Landesgrenze schaut, dann eröffnet einem das digitale Arbeiten plötzlich eine ganze Welt von potenziellen Fachkräften.

Das richtige „Outfit“

Der Kritiker wird jetzt wieder fragen: Was ist mit Zeitverschiebung? Können remote Teams tatsächlich effektiv sein?  Die kurze Antwort: Ja! Es gibt Tools zur globalen Zeitzonenverwaltung, die eine bessere Planung untereinander ermöglichen; gepaart mit einer guten Projektmanagement-Software, technischer Unterstützung, Schulungen zur effektiven Nutzung von Remote-Technologien, regelmäßigen, auch informellen Gesprächen zur Unterstützung der Teamdynamik und klaren Kommunikationsrichtlinien haben wir eine solide Basis für die tagtägliche Interaktion.

Natürlich sollten wir dafür sorgen, dass unsere Arbeitswelt so attraktiv ist, dass wir nicht unsere gut ausgebildeten Fachkräfte durch Abwanderung verlieren. Gut, gegen 300 Sonnentage im Jahr haben wir Portugal wettertechnisch nicht viel entgegenzusetzen.

Wir können aber an anderen Stellschrauben drehen, die das Leben und Arbeiten in Deutschland (wieder) erstrebenswert machen. Wir dürfen die Perspektive wechseln und nicht länger in Problemen denken, sondern in Lösungen. Denn ganz nach dem Motto der Regen-erprobten Engländer oder Norddeutschen:

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“

 

 

Neugierig geworden?

„Get things done and crush goals!“

Sie sehen das auch so? Hervorragend!
Dann legen wir am besten gleich los.